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CSU

83,6 Prozent – Söder bekommt sein schlechtestes Ergebnis und liest Hassnachrichten vor

Der CSU-Parteitag wird zum Denkzettel für Markus Söder. Mit 83,6 Prozent erhält der bayerische Ministerpräsident sein schlechtestes Ergebnis als Parteichef. 104 Delegierte stimmten gegen ihn. In einer emotionalen Rede las Söder Hassnachrichten vor – und zeigte sich verletzlich wie nie.

Söder liest Hassnachrichten vor – doch die Basis zeigt ihm die kalte Schulter

Historischer Tiefpunkt: Söder zeigt sich verletzlich – die Basis belohnt ihn nicht.

Die wichtigsten Punkte

  • Historischer Tiefpunkt: Mit 83,6 Prozent erhält Söder sein schlechtestes Ergebnis als CSU-Chef. 104 Delegierte stimmten gegen ihn. Audimax, Dez. 2025
  • Emotionaler Moment: Söder las brutale Hassnachrichten vor, um auf die Verrohung der Gesellschaft hinzuweisen. turi2, Dez. 2025
  • Gründe für Absturz: Berliner Kompromisse, AfD-Blockade und die Ein-Mann-Show der CSU frustrieren die Basis.
  • ESC-Boykott: Söder kündigt an, den Eurovision Song Contest zu boykottieren – als populistisches Manöver. Radio RST, Dez. 2025
  • Folgen für Merz: Ein geschwächter CSU-Chef könnte in Berlin unbequemer werden.

Der Moment des Innehaltens

Es war der ungewöhnlichste Moment in Markus Söders langer Karriere. Mitten in seiner Parteitagsrede hielt er inne. Griff zu einem Stapel Papier. Und las vor, was ihm Bürger schreiben.

Die Zitate waren brutal:

  • „Du stinkende Judensau gehörst vergast."
  • „Volksmörder und Kinderschänder."
  • „Ich werde Sie erschießen, in Scheibchen schneiden und Tigern zum Fraß vorwerfen."

Söder las die Hassnachrichten nicht mit Wut, sondern mit fast resignativer Ruhe. Er wollte „wachrütteln". Er wollte zeigen, was Politiker täglich aushalten müssen – bundesweit, aber besonders auf kommunaler Ebene.

Dieser Moment war stark. Er zeigte einen Söder, der sich nicht als „starker Mann", sondern als Mensch präsentierte.

Doch die CSU ist keine Partei für Stuhlkreise.

83,6 Prozent – Ein Absturz

Das Wahlergebnis kam einem Schock gleich: 83,6 Prozent der Delegierten stimmten für Söder als Parteichef.

Die Söder-Bilanz:

  • 2019 (erste Wahl): 87,4%
  • 2019 (Bestätigung): 91,3%
  • 2023 (Rekord): 96,6%
  • 2025: 83,6%

104 Delegierte stimmten gegen ihn. In der straff geführten CSU ist das keine „Abweichung" – das ist eine Demonstration.

Die Gründe für den Absturz

Von 96,6% zu 83,6% – Söders Absturz in Zahlen

Die goldenen Jahre sind vorbei – Söder kämpft an zu vielen Fronten.

Die Berliner Fessel:

Als Ministerpräsident muss Söder bayerische Interessen vertreten. Als CSU-Chef muss er Kanzler Merz stützen. Die Kompromisse in der Großen Koalition (Bürgergeld, Heizungsgesetz) schmecken der konservativen Basis nicht. Sie fragt sich: Wo ist der Mehrwert der CSU in Berlin?

Die AfD-Blockade:

Trotz härtester Rhetorik gegen die AfD („Hofnarren Putins") gelingt es der CSU nicht, die Rechtsaußen-Partei in Bayern kleinzuhalten. Die AfD sitzt fest im Sattel. Das nagt am Kern des CSU-Selbstverständnisses: „Rechts von uns darf es keine demokratisch legitimierte Partei geben."

Die One-Man-Show:

Die CSU ist zu sehr auf Söder zugeschnitten. Es fehlt an sichtbaren Kronprinzen. Generalsekretär Martin Huber versuchte, Söder als „Champions League" zu preisen – doch die Basis will Breite in der Führung, keine Alleinherrschaft.

Der Gegenschlag: ESC-Boykott als Populismus

Um die enttäuschte Basis zu besänftigen, griff Söder in die populistische Trickkiste. Er kündigte an, den Eurovision Song Contest (ESC) zu boykottieren.

Angesichts internationaler Boykottaufrufe gegen Israel positionierte sich Söder scheinbar pro-israelisch – drehte das Argument aber in eine „Mir san mir"-Haltung:

„Wenn sie es nicht wollen, dann machen wir es halt auch nicht. Wir gewinnen eh nie, müssen eh nur alles zahlen." – Markus Söder, CSU-Parteitag 2025

Das ist Söder pur: Ein komplexes außenpolitisches Thema (Israel-Solidarität) wird verknüpft mit Frust über deutsche Zahlungen und sportliche Misserfolge – um Applaus in der Halle zu generieren.

Was das für Merz bedeutet

Für Kanzler Friedrich Merz ist Söders Schwäche ein Problem. Ein angeschlagener CSU-Chef könnte unberechenbarer werden. Wenn Söder sein Profil in Bayern schärfen muss, könnte er die Koalitionsdisziplin in Berlin aufkündigen.

Die Große Koalition hat nicht nur ein SPD-Problem. Sie hat auch ein Bayern-Problem.

Ausblick: Der verwundbare Löwe

Markus Söder geht geschwächt aus diesem Parteitag. Die 83,6 Prozent sind ein Riss in der Fassade der Unbesiegbarkeit. Die Frage ist: Wie reagiert er?

Mit mehr Härte? Mit mehr Populismus? Mit mehr Distanz zu Berlin?

Die nächsten Monate werden zeigen, ob Söder den Machtverlust stoppt – oder ob die CSU nach einem neuen starken Mann sucht.